Etzel-Häx
Etzel-Häx und Etzel-Tüfel
Zwischen Etzel und Schönboden stand in frühen Zeiten eine stattliche Seen-weidhütte. Nicht etwa aus Holz gebaut, wie der kleine Weidgaden dicht daneben, sondern aus massiven Steinen mit drei Stockwerken. Im Erdgeschoss wurde Käse zubereitet und aufbewahrt. Darüber, im ersten Stock, fand man zwei Kammern mit acht Schlafstätten. Der saalartige Raum im zweiten Stockwerk mag Beratungen und Zusammenkünften gedient haben, aber auch, wie wir in der Überlieferung hören, zum fröhlichen Tanz.
Den Sommer über wohnten in der Sennweidhütte ein Meistersenn, ein Knecht und ein Handknabe. Sie hüteten die Kühe eines reichen Bauern mit Tal, machten Käse und Butter und abends erzählten sie sich Geistergeschichten. Der Meistersenn war ein böser, grausamer Geselle, der keine Gelegenheit ausliess, seine Mitmenschen zu plagen. Am schlimmsten jedoch trieb er sein Unwesen mit dem jungen Handknaben, der ein gutes Herz hatte.
Eines Nachts, die drei sassen in der oberen Stube, erzählte der Meistersenn schauerliche Geschichten von einer garstigen Hexe, die wild und böse um die Sennweidhütte ihr Unwesen treibe und im alten Weidgaden hause. Dem Handknaben wurde angst und bange, als der Meistersenn ihm befahl um Mitternacht die Hexe im Gaden zu besuchen. Und als die Uhr in der Stube Mitternacht schlug, heulte ein stürmischer Wind um die Käsereihütte, die Fensterladen schlugen krachend auf und zwei un-heimliche Gestalten standen vor den drei erschrockenen Männern.
Eines der Wesen hatte Geissfüsse und Hörner auf seinem haarigen Kopf. Es hielt eine spitze Holzgabel und eine Kuhglocke. Grinsend und zähnefletschend tanzte es um die drei Sennen herum. Das andere Wesen war eine Hexe. Sie hielt einen langen Holzstecken in der Hand und auf dem Rand ihrer Chrätze hockte ein grosser alter Rabe. Es waren die Etzel-Häx und der Etzel-Tüfel.
Zur Strafe für seine Lügengeschichten über die Etzel-Häx und seine bösartigen Gemeinheiten, befahl die Hexe ihrem Teufel, dem Senn gehörig die Leviten zu lesen. Sie selbst aber lud den Handknaben und den Knecht zum Tanz in der Stube ein. Der Etzel-Tüfel packte den Meistersenn, steckte ihn in einen Sack, drehte ihn im Kreis und schlug dazu die Kuhglocke so laut, dass dem Senn Hören und Sehen verging. Dann stiess der Hexengehilfe den Mann im Sack mit seiner spitzen Gabel vor sich her zur Sennweidhütte hinaus auf die Alp. Der Sack mit seinem schweren Inhalt rollte den Hang hinunter durch den Wald, und immer wenn er an einem Baum oder Fels hängenblieb, stach der Etzel-Tüfel mit wildem Geheul zu und brachte ihn wieder ins Rollen. Man erzählt sich, dass der böse Meistersenn ein anderer Mensch geworden sei, als er im Tal ankam. Der Handknabe und der Knecht verbrachten eine lustige Nacht in der Käsereihütte. Seit jener Zeit geht die Sage, dass die Etzel-Häx immer dort auftaucht, wo Grausamkeit herrscht und die Bestrafung der Bösewichte ihren Etzel-Tüfel überlässt.
Heute zeugen nur noch Mauerreste von den Sennweidhütte, aber der Holzgaden, wo Etzel-Häx und Etzel-Tüfel hausten, steht immer noch.
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Präsidentin Nathalie Albrecht |